Clubkombinat Hamburg e.V.

Bundeshaushalt 2023: Kein Neustart für die Musikclubs

Clubkombinat befürchtet negative Auswirkungen für den musikalischen Nachwuchs und das Ökosystem der Musikwirtschaft.

Mit der Bereinigungssitzung vom Haushaltsausschuss im Dt. Bundestag sind die finalen Entscheidungen zum Bundeshaushalt 2023 getroffen. Im Einzelplan für die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sind im Jahr 2023 u. a. Ausgaben für die Ausgestaltung und Einführung eines Kulturpasses (100 Mio. Euro) und ein Festival-Förder-Fonds (5 Mio. Euro) vorgesehen.

Der Bundesverband LiveKomm hatte in die Haushaltsberatungen ein Konzeptpapier „Live 2023“ mit einem Bedarfsumfang in Höhe von 35 Mio. Euro eingebracht, das eine gezielte Programmunterstützung (ähnlich wie Neustart Kultur für Musikclubs, Festivals und Veranstalter:innen) für das Nachwuchssegment vorsah. Insbesondere Musikclubs mit einer Kapazität unterhalb von 500 Personen, die im besonderen Maße den Aufbau von neuen Künstlerinnen und Künstlern betreiben, stehen nun ab Januar 2023 ohne weitere Unterstützungen vor gewaltigen Herausforderungen.

Die Folgen der Corona-Pandemie sind für diesen Bereich besonders virulent spürbar: Während das Geschäft mit etablierten Superstars hervorragend läuft, verzeichnen Konzerte von neuen und/oder eher noch unbekannten Künstler:innen häufig einen Einbruch der Besucher:innenzahlen. Oft führen geringe Vorverkaufszahlen zu vorzeitigen Konzertabsagen, die das Problem des mangelnden Besuchervertrauens weiter verschärfen.

Allgemeine Kostensteigerungen und eine Energiekostenexplosion treffen auf ein preissensibles, häufig eher jüngeres Publikum. Leittragende sind in erster Linie die Gagen der Künstler:innen, die beim Booking Abstriche bei den Club-Gagen-Deals verzeichnen müssen. Dabei war für sie das Live-Konzertwesen das einzig verbliebene valide Einnahmeinstrument. Zusätzlich meiden viele internationale Live-Acts wegen unsicherer Corona-Politik eine Tournee-Planung in Deutschland. Notgedrungen erfolgt eine Konzentration auf die Sommermonate, die für Musikclubs und kleine Festivals toxisch ist: ein extremes Überangebot macht erfolgreiches Veranstalten nahezu unmöglich und treibt die Preisspirale weiter an. Berthold Seliger skizzierte im Interview mit Deutschlandfunk Kultur am 02. November die aktuelle Lage der Konzertbranche nach Corona unter dem Titel „Superstars laufen, Clubs leiden“ treffend.

Es droht ab Januar 2023 ein Aderlass: Etliche Konzert- und Tourneeplanungen geraten ab Januar 2023 ins Stocken. Viele Künstler:innen werden weniger oder gar keine Auftrittsmöglichkeiten erhalten. Die Biotop-Funktion der Musikclubs für das Ökosystem der Musikwirtschaft nimmt ab und damit versiegt der stetige Aufbau der Superstars von morgen. Großbritannien verzeichnet aktuell bereits ein umfassendes Clubsterben. Clubs, die final schließen müssen, sind als musikalische Orte und Begegnungsstätten unwiderruflich verloren. Neue Orte mit Schallemissionen in den verdichteten Städten zu errichten, ist nahezu unmöglich geworden.

Thore Debor (Geschäftsführer Clubkombinat Hamburg) kommentiert: „Hamburgs Clubkultur blickte erwartungsvoll nach Berlin. Der hiesige Musikstandort mit seiner kleinteiligen Musikbühnenstruktur ist durch den aktuellen Beschluss besonders betroffen.“

#supportneeded #haushalt2023

3 Kommentare zu “Bundeshaushalt 2023: Kein Neustart für die Musikclubs

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