Clubkombinat Hamburg e.V.

Im Club mit: Anna Lafrentz & Kai Schulz (Clubkombinat Hamburg e. V.)

Zum Jahresanfang haben wir mit Anna Lafrentz (Südpol) und Kai Schulz (Hebebühne) aus dem Vorstand des Clubkombinat über die Lage und Veränderungen der Hamburger Clubszene gesprochen. Die 1. Vorsitzende und ihr Stellvertreter sprechen gemeinsam über die Ziele und Aufgaben, die sie sich für die kommenden Monate für den Verein gesetzt haben.

Ihr seid beide nun bereits seit über zwei Jahren im Vorstand des Clubkombinat Hamburg ehrenamtlich tätig. Die Zeiten für die Kulturbranche sind hart. Woher kommt die Motivation für Euer Engagement neben Euren eigentlichen Jobs?

Anna: „Für mich gibt es keinen „eigentlichen“ Job. Am Ende schlägt mein Herz für Kunst, Musik und Kultur. Es geht für mich nicht nur um das Bewahren, sondern ich möchte wo es möglich ist auch Neues fördern. Von daher versuche ich in meiner Zeiteinteilung nicht zwischen Engagement und Lohnarbeit zu unterscheiden. Es ist doch alles dasselbe Leben. Und das wird schöner mit einer stärkeren Kulturbranche.“

Kai: „Wir haben in den letzten zwei Jahren als Clubkombinat einiges auf den Weg gebracht und viele Projekte weiterentwickelt. Letztlich sind wir mit unserer ersten Amtszeit in einer absoluten Ausnahmesituation eingestiegen. Wenn diese Zeit rund um die Pandemie etwas offenbart hat, dann das die Kultur leider kein Selbstgänger ist, sondern stets Fürsprecher:innen und Akteur:innen braucht, die sie unterstützt. Darum bin ich hier.“


Der Wandel in der Kulturszene ist deutlich spürbar. Nach über zwei Jahren Einschränkungen durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine verzeichnen die Musikclubs derzeit rückgängige Besucher:innen-Zahlen, kräftige Preissteigerungen, Fachkräftemangel und viele staatliche Hilfsmaßnahmen laufen aus.

In welcher Form seht Ihr mit einem Verein, wie dem Clubkombinat Hamburg, die Chance die Situation der Veranstalter:innen und Clubbesitzer:innen zu verbessern?

Kai: „Gemeinsam geht mehr! Das Clubkombinat Hamburg hat über die Jahre ein großes Netzwerk aufgebaut und wird auch von der Politik wahrgenommen. Die Anliegen und Interessen der Clubbetreiber:innen nachdrücklich zu kommunizieren wird durch den Verein überhaupt erst möglich. Der regelmässige Austausch mit zuständigen Gremien und politischen Akteuer:innen, der von uns initiiert wird, lässt das Bewusstein der schwierigen Lage auch in der breiten Bevölkerung ankommen.“

Anna: „Was wir tun können ist Sichtbarkeit für unsere Anliegen schaffen. Sowohl bei potenziellen Besucher:innen als auch bei Gesetzgeber:innen ist dies immer wieder wichtig. Allerdings merken wir bei der Vertretung unserer Interessen natürlich auch, dass der Kapitalismus nicht viel von kleinen Gitarrenkonzerten oder spontanen Performances auf Dächern hält. Wir hingegen halten davon sehr viel und sehen Kulturerlebnisse als demokratiefördernd und essenziell an. Wir werden nicht müde die Wichtigkeit, die wir in der Musikkultur sehen, zu betonen. Unser Verein hat als Zusammenschluss vieler Akteur:innen sicherlich eine lautere Stimme als, wenn wir alleine schreien würden.“

Die Hamburger Bürgerschaft hat im Dezember den Doppel-Haushalt 2023/2024 beschlossen. Wo seht ihr Rückendeckung für Eure Anliegen und wo existieren noch Handlungsbedarfe?

Anna: „Erste wichtige Schritte in Sachen Nachhaltigkeit werden gegangen, aber das bringt leider der puren Existenzbedrohung, die derzeit für viele der Läden herrscht, nichts. Wir brauchen also mehr grundlegende Förderungen, um erstmal ein generelles Überleben zu sichern und den Spielstätten Zeit zu geben sich neu zu organisieren.“

Kai: „Ich bin der Meinung der Etat für Kultur und soziale Projekten, die sich um zwischenmenschliche Begegnung bemühen, sollte größer sein. Das ist kein Problem, das sich nur in diesem Haushalt zeigt. Es geht generell um die Gewichtung von dem, was uns als Gesellschaft prägt und verbindet. Daraus resultieren dann die politischen Entscheidungen, die für uns als Kulturschaffende Relevanz haben.“


In den vergangenen Jahren habt Ihr Euch bewusst auch weiterführend gesellschaftspolitischen Themen zugewandt. Das Clubkombinat Hamburg widmete sich u. a. Themen wie Nachhaltigkeit, aber auch Awareness, Barrierefreiheit und Stadtentwicklung.

Auf welche Ergebnisse dieser Arbeit blickt Ihr zurück und wie wichtig ist das Feedback von Außen?

Kai: „Wir haben u.a. eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Wichtig ist uns, dass dieses Thema nicht nur am „Rande“ mitspielt. Es wird für uns als Kernelement für Entscheidungen stets mitgedacht. Das Clubkombinat Hamburg produziert nun dazu auch einen eigenen Video-Blog. Hier wird verschiedensten Akteur:innen aus dem erweiterten Feld der Kulturwirtschaft eine Bühne geboten, indem ihre Ansätze und Gedanken im Bereich der Nachhaltigkeit dargestellt werden. Ausserdem organisiert die AG im Rahmen des Projektes „Zukunft feiern“ regelmässig sogenannte Runde Tische. Diese Veranstaltungen dienen als Basis zum für den Austausch von Erfahrungen und zum Netzwerken unter Clubbetreiber:innen. Das Feedback von Aussen ist wichtig, um zu sehen wie unsere Arbeit wahrgenommen wird und ob es eventuell noch Verbesserungen z.B. in der Kommunikation der Ergebnisse oder der Projekte benötigt.“

Anna: „Zusätzlich habe wir in der Arbeitsgruppe Awareness & Teilhabe die ersten Veranstaltungen als Roundtables durchgeführt. Wir konnten Themen, wie die Grundlagen der Awareness-Arbeit, Barrierefreiheit in Clubs und K.O.-Tropfen im Nachtleben besprechen. Zudem kooperieren wir mit der App saferspaces, die eine einfache technische Lösung anbietet um Veranstaltungsräume sicherer zu gestalten. Feedback ist natürlich wichtig. Wir wollen ja wissen, ob wir auch die Interessen der Mitglieder vertreten umsetzen.“


Welchen neuen Arbeitsfelder habt Ihr begonnen und möchtet diese nun in 2023 weiterführen?

Anna: „Ich werde vermutlich meine Aufmerksamkeit auf das Awareness-Thema verstärken und freue mich auf eine bundesweite Vernetzung.“

Kai: „Mein Schwerpunkt liegt in dem Bereich der Nachhaltigkeit. Für mich ist entscheidend, was wir in unserem Feld der Kulturwirtschaft zu dem eigentlich alles übergeordnet geltendem Thema des Klimaschutzes beitragen können. Wir wollen so durch unsere Arbeit eine lebenswerte Zukunft gestalten. Außerdem sind Anna und ich in unserem Amt als Vorsitzende stets im Austausch mit der Politik. Wir vermitteln beständig, dass die Clubs auch zwei Jahre nach der Corona-Pandemie die Auswirkungen der Pandemie spüren. Uns als Clubs wird dies noch mindestens zwei weitere Jahre beschäftigen und wir benötigen dringend weiterführende Unterstützung.

Von Außen betrachtet wurden in der Corona-Krise zahlreiche Maßnahmen seitens der Politik ergriffen, um auch die kleineren Musikspielstätten zu unterstützen. Das Neustart-Kultur-Programm spielte in den letzten beiden Jahren eine wichtige Rolle für die Booking-Entscheidungen und letztlich für die Programmgestaltung. In Hamburg ist am 17. Januar 2023 ein neues Förderprogramm angekündigt. Hoffentlich hilft diese Förderung zur Stabilisierung unserer Branche.“


Der Blick in die Glaskugel: Welches Bild zeichnet sich vor Eurem Auge für die Hamburger Clubszene im Herbst dieses Jahres ab?

Anna: „Ich nehme die rosarote Kugel und sage: Gäst:innen und Politik wissen kulturelle Erlebnisse im globalen Chaos zu schätzen. Die einen kommen zu (vielen) Konzerten und die anderen geben dafür (viele) Fördermittel frei. Die Branche stabilisiert sich nicht nur, sie floriert sogar und inspiriert den Nachwuchs zu positivem Wahnsinn. Ganz nebenbei verhindern wir die Klimakrise.“

Kai: „Das was Anna sagt!“


Habt Ihr noch ein letztes Wort an die Hamburger Clubgänger:innen?

Anna: „Kommt rum, Getränke sind kalt und die Boxen laufen heiß.“

Kai: „Unser Kultursenator sagte auf einem der letzten Club Awards: „Es braucht den Exzess“. Ergänzend sage ich, braucht es EUCH um Hamburg als lebendige Kulturstadt zu erhalten. Die Zeiten sind für alle herausfordernd und genau darum braucht es eine pulsierende und aktive Gesellschaft die sich bewegt. In diesem Sinne: Lasst uns tanzen!“

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