Sonja, Valeska, von welchem Clubbesuch werdet ihr noch im Schaukelstuhl erzählen?
Sonja: Von dem Phoenix-Konzert im Docks. Das war im November 2009, Valeska und ich haben damals gerade das erste BOY-Album aufgenommen und dachten, dass es super wäre, wenn Thomas Hedlund auf ein paar Songs Schlagzeug spielen würde. Wir haben ihn kurzerhand gefragt und er hat sich tatsächlich bereit erklärt vier Stücke für uns einzuspielen. Am Tag nach den Aufnahmen war dann das Phoenix-Konzert. Das war wahnsinnig gut! Thomas ist relativ klein, sehr höflich und bescheiden, aber auf der Bühne wird er zum Tier. An diesen Abend werde ich immer zurückdenken.
Valeska: Toll war auch unser erstes eigenes Konzert in der Großen Freiheit. Ein halbes Jahr vorher hatten wir dort als Vorgruppe von Bosse gespielt. Ich habe mich damals so für ihn gefreut, weil das Konzert ausverkauft war und die Leute total abgegangen sind. Wenig später selbst dort zu stehen war total schön und gleichzeitig irgendwie surreal.
Könnt ihr euch noch an euer allererstes Konzert erinnern?
Glass: Mein allererstes Konzert war ein Cello-Konzert. Das klingt schrecklich, aber an mein erstes Pop-Konzert kann ich mich nicht erinnern. Ich habe relativ spät angefangen auf Konzerte zu gehen, weil ich früher viel Klassik gespielt habe und eigentlich nur auf klassischen Konzerten war. Meine ersten Pop-Konzerte waren dann von regionalen Hamburger Bands.
Steiner: Bei mir waren es die Rolling Stones in Zürich. Ich kann mich aber auch noch gut an mein erstes Konzert in Hamburg erinnern: Fotos im Molotow. Das Konzert war super und den Club fand ich auch total klasse. Was mir gleich aufgefallen ist: In Hamburg sind die Clubs mehr Rock’n’Roll. In Zürich ist alles so vornehm. Im Molotow allerdings tropfte der Schweiß von der Decke. Das fand ich großartig.
Was macht denn den perfekten Club aus?
Glass: Generell muss ein Club einen guten Sound haben, gutes Licht und er darf weder zu sauber, noch zu dreckig sein.
Steiner: Aber auch nicht zu leise oder zu laut, zu hell oder zu dunkel. Einer meiner Lieblingsclubs in Hamburg ist im Moment das Golem. Es hat für mich alles, was ein Club zum ausgehen, feiern und tanzen braucht: Eine gute Bar mit leckeren Getränken, eine gute Musikauswahl und mehrere Tanzflächen.
Mal angenommen ihr würdet im Lotto gewinnen – welchen Künstler würdet ihr nach Hamburg holen und in welchen Club?
Glass: Ich würde gerne zwei Bands einladen: Zum einen Bon Iver, weil er mich einfach umgehauen hat, als ich ihn 2012 auf dem Paléo Festival in der Schweiz gesehen habe. Und zum anderen Beach House. Die habe ich noch nie live gesehen, weil sie immer dann in Hamburg spielen, wenn wir mit BOY auf Tour sind.
Steiner: Bei Bon Iver schließe ich mich an, den würde ich auch gerne nach Hamburg holen. Aber wohin?
Glass: Eher etwas Kleines. In den Mojo Club vielleicht, das wäre doch schön. Dort ist der Sound nämlich immer besonders gut.
Das Mojo ist einer von Hamburgs neusten Clubs. Wie würdet ihr die Hamburger Clublandschaft insgesamt beschreiben?
Steiner: Ich finde insgesamt hat Hamburg ein tolles Konzertangebot. Die meisten meiner Lieblingsbands kommen hierher, wenn sie auf Tour gehen.
Glass: Obendrauf sind die Hamburger Clubs wirklich sehr vielseitig. Wir haben mit BOY immer viele Möglichkeiten gehabt hier zu spielen, auch als wir noch unbekannter waren.
Habt ihr in den letzten Jahren irgendwelche Veränderungen der Clublandschaft wahrgenommen?
Steiner: Seit ich in Hamburg bin hat sich so viel nicht verändert. Klar, einige Clubs haben zugemacht, andere aufgemacht, das Molotow ist umgezogen und das Mojo hat neu eröffnet. Aber ich denke eine gewisse Fluktuation ist normal.
Wenn ihr Hamburger Kultursenator/in wärt, was wäre eure erste Amtshandlung?
Glass: Da ich weiß, dass in Hamburg immer Proberaummangel herrscht, würde ich versuchen Gelder für Proberäume zur Verfügung zu stellen. Oder für Studios, wo Bands sich ausprobieren können. Außerdem finde ich, dass es mehr kleine Clubs geben könnte.
Steiner: Das stimmt. Befreundete Bands aus Zürich fragen mich oft, wo sie in Hamburg spielen könnten. Wenn es rockige Bands sind, empfehle ich die Astra-Stube, aber ansonsten gibt es echt wenige kleinere Clubs. Da könnte Hamburg noch mehr machen. Denn für junge Bands ist es enorm wichtig, live spielen zu können.
Euer letztes Wort?
Glass: Macht eure Handys aus bei den Konzerten und genießt den Moment!
DIE BAND
Sonja Glass und Valeska Steiner (die ursprünglich aus Zürich stammt) lernten sich 2005 beim Popkurs der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg kennen. Zwei Jahre später gründeten sie die Band BOY. Ihr erstes Album „Mutual Friends“ erschien im Herbst 2011 bei Grönland Records und wurde zum Überraschungserfolg: Boy erreichten Platz 14 in den Deutschen Charts, bekamen eine Goldene Schallplatte und spielten ausverkaufte Shows in ganz Europa, Asien und Amerika.
DIE MUSIK
Das zweite BOY-Album „We Were Here“ ist am 21. August erschienen. Die Erlebnisse der letzten vier Jahre spiegeln lassen Glass und Steiner in den Texten Revue passieren, und auch die Musik klingt weltgewandter. Die wunderbare Mischung aus organischen Instrumenten und Synthie-Sounds sowie den warmen, atmosphärischen Sound hat das Duo sich dabei bewahrt.