Stellungnahme zur Kündigung des Molotow Mietvertrags durch den Eigentümer
Das Molotow ist eine Institution für Live-Musik und weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Die Wichtigkeit dieses Ortes für die Musikszene ist unbestritten. Umso trauriger macht es uns, dass mit dieser Kündigung und dem geplanten Hotelbau der Musikstadt Hamburg ein schwerer Schaden zugefügt wird.
Wie kann es sein, dass ein Musikclub, der laut Flächennutzungsplan in einer „Gemischten Baufläche“ liegt, „deren Charakter als Dienstleistungszentren für die Wohnbevölkerung und für die Wirtschaft durch besondere Festsetzungen gesichert werden soll“ und dessen Existenz auch im Club-Kataster (https://geoportal-hamburg.de/club-kataster/) verzeichnet ist, in seinen Belangen übersehen wird?
Es wird zu klären sein, wie die Eigentümer der Lindner Hotel Gruppe (u.a. Lindner Hotel am Michel) und dem Vermieter Herrn Marn (Marn Vermögensinvestment) zur geplanten Umwidmung scheinbar eine Baugenehmigung für einen Hotelbau erwirken konnten. Wir hoffen sehr, dass für das Molotow eine überlebensfähige Fortführungsperspektive gefunden werden kann. Hamburg sollte aus diesem Fall Lehren für die Zukunft ziehen. Die Dringlichkeit für eine kulturelle Stadtentwicklung ist unübersehbar.
Das Dilemma des gescheiterten Paloma-Viertels mit der Bayerischen Hausbau fällt nun besonders auf. Schließlich gab es hier für das Molotow ein Rückzugsrecht. Durch die Verzögerungen des unverlässlichen Investors für dieses Projekt, ist das Molotow – neben den einstigen Mieter:innen, denen auch eine Rückkehr versprochen wurde – erneut Leidtragender dieser städtebaulichen Wunde.
#molotowmuststay #wirbrauchenräume #clubsareculture
Es ist unfassbar und macht mich immer noch sprachlos, wie einfach doch anscheinend eine Zusage für “ noch ein Hotel“ , und gegen Kultur gemacht wurde, in einem Bereich, wo es nun wirklich nicht noch Eines braucht .Ich sage dazu nur, zum wiederholten Male: Ohne Kunst und Kultur wird es stIll.MOLOTOW MUSS BLEIBEN
ERSTE STIMMEN AUS DER POLITIK
Kultursenator Carsten Brosda: „Die Kündigung durch den Eigentümer ist ein harter Schlag. Ich kann und will mir eine Kulturstadt Hamburg ohne Molotow nicht vorstellen. Wir sind mit dem Molotow in Kontakt und werden uns schnell mit möglichst allen Akteuren treffen, um eine Perspektive für den Club zu finden.“
Hansjörg Schmidt, Sprecher für Kreativwirtschaft der SPD-Fraktion, hat „wenig Verständnis dafür, dass der Eigentümer der Immobilie dem Club nun aus heiterem Himmel die Kündigung ausspricht“ und fügt hinzu: „Wir werden gemeinsam mit dem Bezirk und den Clubbetreibern weiter alles daran setzen, eine tragfähige Lösung für den Erhalt des Molotow zu finden.“
Norbert Hackbusch (DIE LINKE) aus der Hamburgischen Bürgschaft: „Wir brauchen kein weiteres Hotel auf St. Pauli. Wir brauchen Leben, wir brauchen Musik, wir brauchen Klubs! Gibt es eigentlich noch eine Behörde für Stadtentwicklung? Für mich sieht das mehr nach einer ‚Behörde zur Erfüllung von Investmentträumen‘ aus. Und wo bleibt der Aufschrei der Kulturbehörde? An der Sternbrücke herrscht das große Club-Sterben, im Osten der Stadt wird die Kultur vertrieben, in Wilhelmsburg passiert trotz großer Versprechen nichts und jetzt geht es an der Reeperbahn weiter. (…) Wo sollen die ganzen Hotel-Gäste eigentlich Abends hin, wenn Hamburgs Clubkultur erstmal unter die Räder der Investor*innen geraten ist?“
Farid Müller (DIE GRÜNEN): „Hey Molotow-Team, lieber Andreas, diese Nachricht ist echt so kurz vor Weihnachten ein Schlag ins Gesicht seitens Eures Vermieters! Leider seid Ihr gerade nicht alleine mit der Suche nach einer neuen Location, die Sternbrückenclubs müssen ja zum Jahreswechsel weichen. Klar, helfen wir Euch bei der Suche nach einem neuen Ort 👍. So wie das beim Fundbureau u.a. auch schon mit den Deichtorkasematten geschehen ist. Senator Brosda hat ja auch gleich reagiert, und Euch Anfang 2024 eingeladen! Ich weiß, es ist nervig, ständig als Live-Music-Club umzuziehen, aber seid gewiss, Ihr werdet nicht allein gelassen!“
Ich erinnere mich als Kind noch an die Riverkasematten, damals ein Jazz-Klub. Okay, jedes Jahr musste der Laden mit der übertretenden Elbe kämpfen. Heute gibt es ein Restaurant gleichen Namens, aber die verlegten Riverkasematten schritten an einem neuen Ort auf das natürliche Aus zu.
Das Fischereihafen Restaurant am Fischmarkt musste wegen Interesse an der Lokalität die Segel streichen und kriegte einen neuen Standort in Eppendorf. Ich war einmal da, es war nur noch ein Abklatsch dessen, was es mal war.
Das Ohnsorg Theater, in dem ich groß geworden bin, weil meine Tante dort Gewandmeisterin war, musste gehen, weil der neue Vermieter daraus irgendwas Schickes machen wollte. Ich weiß nicht mal mehr, wohin die Truppe gezogen ist, mir ist fast das Herz gebrochen.
Der Austernkeller am Jungfernstieg hat aus all diesen Erfahrungen heraus dann wohl auch abgelehnt, als er die traditionelle Location verlassen musste.
Das sind nur einige der Vergehen, denen wir Bürger tatenlos zusehen. Ehrlich, wie ignorant muss man sein – und damit meine ich nicht Sie persönlich, sondern den Senats-Filz im allgemeinen -, um seine eigene Stadt zwar schick zu machen, aber damit öde und leer hinterlässt?
Ich habe innerhalb von fünf Minuten Fußweg um das Molotow mehr Hotels als sonstwo. Warum noch ein Hotel?
Wie begründet man die Notwendigkeit noch eines Hotels?