Mit der dritten Verleihung des „Spielstättenprogrammpreises Rock, Pop, Jazz“ in der Münchner Muffathalle am 12. Oktober 2015 erlangt das Thema der Strukturförderung für Musik-Clubs wieder bundesweite Aufmerksamkeit. Die Fördersummen für ausgewählte Preisträger tragen dazu bei, programmatische Arbeit weiter zu stärken und oftmals auch deren wirtschaftliche Situation zu stabilisieren. Diese Effekte werden vom Clubkombinat Hamburg – dem Verband der Hamburger Musik-Clubs – grundsätzlich positiv gesehen und deshalb begrüßt.
Das Verfahren der Preisvergabe, die relativ hohen Verwaltungskosten der Vergabe sowie die Förderhöhen für die Preisträger werden vom Hamburger Clubverband jedoch kritisch gesehen und erneut konstruktiv-kritisch hinterfragt.
Im Kern der Kritik aus Hamburg steht die Entscheidungsfindung der Fachjury. Diese setzt sich aus Betreibern von Spielstätten der Genres Jazz und Rock/Pop, aus Musikern, Musikjournalisten sowie Verbandsvertretern zusammen. Nach Auffassung des Clubkombinats ist es einer solchen Jury nur eingeschränkt möglich, über die Preisvergabe mit der hierfür gebotenen Objektivität zu entscheiden. Darüber hinaus mangelt es den bisherigen Begründungen von Preisvergaben an ausreichender Transparenz. Es ist wünschenswert und dringend erforderlich, dass Juryentscheide – auch im Feld der Kultur – anhand objektiv nachvollziehbarer Kriterien getroffen und entsprechend kommuniziert werden. Insbesondere dann, wenn eine speziell besetzte und verhältnismäßig kleine, neunköpfige Jury Urteile fällt. Das Hamburger Clubkombinat ist der Auffassung, dass die aktuelle Vergabepraxis solchen Grundsätzen nicht standhält. Geteilt wird diese Auffassung von der Mehrheit jener Branchen-Akteure, die im Rahmen einer Studie hierzu befragt wurden: 51% aller Befragten bemängeln die Fairness der bisherigen Vergabepraxis (siehe Evaluationsbericht auf Seite 15).
Gerald Steyr, 1. Vorsitzender vom Clubkombinat, erklärt hierzu: „Kunst und Kultur sollte nicht durch Einzelpersonen im kleinen Kreis bewertet werden. Wenn überhaupt, sollte man in der heutigen Zeit eine Form der Schwarmintelligenz nutzen und bewusst eine Vielzahl an Personen in die Entscheidungsfindung einbinden.“
Als Vorbild verweist das Clubkombinat auf das Vergabeverfahren des „VIA! VUT Indie Award“: Hier entscheidet eine 100-köpfige Jury nach Punktesystem mit einfacher Mehrheit über die Vergabe.
Ferner schlägt das Clubkombinat vor, dass über die Vergabe des Spielstättenprogrammpreises ausschließlich Musiker entscheiden sollten, die selbst in Musik-Clubs Werke live aufführen. Bei der Auswahl von entsprechenden Jurymitgliedern kann z.B. darauf geachtet werden, dass diese Musiker:
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mindestens 10 gespielte Club-Konzerte im Vorjahr vorweisen können,
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gleich verteilt bzw. nach einem bestimmten Schlüssel aus unterschiedlichen Bundesländern stammen und
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ihrerseits unterschiedliche Genres repräsentieren (u.a. Metal, HipHop, EDM, Rock, Jazz).
Die derzeitige Höhe der Preisgelder (30.000 € und 15.000 € pro Preisträger) wird ebenfalls hinterfragt. Es sollten mehr Musikspielstätten als aktuell (2015: 63 Spielstätten und Veranstalter) mit jeweils geringeren Summen ausgezeichnet werden. Ein Richtwert wären rund 200 Spielstätten im Jahr, analog zum Kinoprogammpreis.
Aktuell kostet die Verwaltung der Preisvergabe über 10% des bereitgestellten Gesamtbudgets. Es sollte Anspruch und Ziel sein, die anteiligen Kosten für die Preis-Administration und -Vergabe auf maximal 5% des Gesamtbudgets zu reduzieren. So wäre sichergestellt, dass mehr Geld bei all jenen ankommt, die mit der Preisvergabe tatsächlich auch gefördert werden sollen.
Das Clubkombinat hofft, dass diese Stellungnahme zur Preisverleihung sowie dessen Vorschläge auf fruchtbaren Boden fallen und bietet sich den Verantwortlichen weiterhin als Gesprächspartner mit Expertise an.
WEITERE INFORMATIONEN
https://initiative-musik.de/spielstaettenprogrammpreis.html
ERGEBNISBERICHT – Evaluation des Spielstättenprogrammpreises:
https://initiative-musik.de/fileadmin/SPPP/Ergebnisbericht_Evaluation_SPPP_04_2015.pdf
Positionspapier des Clubkombinat Hamburg e.V.:
https://neu.clubkombinat.de/tl_files/clubkombinat/pdf/CK-Position_Spielstaettenfoerderung_2014.pdf
(Stand September 2014)