Tino, was waren damals Deine Beweggründe, um nach Hamburg zu kommen und Dich hier kreativ in die Musiklandschaft einzubringen?
Ich bin selbst Musiker (Schlagzeug & Bass) und habe hier in Hamburg auch in zahlreichen Bands gespielt. Hamburg war und ist in Deutschland für mich die interessanteste und vielseitigste Stadt in Sachen Kultur und Musik. Nachdem ich lange bei einem großen Plattenlabel gearbeitet habe, hat es mich zunächst ins Künstlermanagement gezogen. Kurzzeitig war ich auch als Music Producer tätig, bevor ich mich dann vollends der Live-Musik gewidmet habe.
Erinnerst Du Dich noch an Dein erstes Konzerterlebnis in Hamburg?
Das war 1999 Tav Falco im alten Knust in der Brandtstwiete.
In diesem Jahr feierte das Clubkombinat sein 15jähriges Bestehen – was macht ihr als Verband und warum ist dieses Netzwerk wichtig?
Wir setzen uns für die Erhaltung der Livemusikspielstätten & Kulturlandschaft in Hamburg ein. Musik in jeglicher Art und Form ist inspirierend und Balsam für die Seele des Menschen. Kunst braucht jegliche Unterstützung, die sie bekommen kann. Durch Gentrifizierung und Verdichtung des Wohnraums ist es für viele Musikclubbesitzer*innen und Kulturstättenbetreiber*innen schwierig geworden zu überleben. Schallschutz, hohe Mietbelastungen und geldgierige Investoren sind da Faktoren. Wir sind im regelmäßigen Austausch mit der Politik und dem Senat, um hier die Erhaltung sicherzustellen.
Du arbeitest schon seit über 10 Jahren in der Hamburger Clubszene. Was hat sich verändert?
Clubs kommen und gehen. Es ist eine ständige Entwicklung und Veränderung der Subkultur und Interessen. Die Welt ist schnelllebiger geworden und die Menschen doch sehr digitalisiert. Ich bemerke schon, dass die Menschen ihr Freizeitverhalten verändert haben und sich viel im Netz aufhalten. Billiges saufen und Junggesellenverabschiedungen haben zugenommen, einige Läden haben dicht gemacht, es entstehen immer mehr Kioske, die die Leute mit günstigem Alkohol versorgen. Nach Inhalten scheinen sich nur noch wenige zu sehnen…
Leider sind Lärmbeschwerden von Anwohner*innen in Clubnähe ein häufiges Problem. Welche Maßnahmen kann man ergreifen und wo besteht noch Handlungsbedarf?
Wichtig ist hier in jedem Fall ein Miteinander. Speziell auf St. Pauli wird es da zunehmend schwieriger, da es häufiger zu Beschwerden von Nachbarn kommt – meistens von Menschen, die erst kürzlich ins Viertel gezogen sind. St. Pauli ist seit Jahrzenten ein Ausgeh- und Vergnügungsviertel. Ein Gebiet für nächtliche Zerstreuung, Musik, Kultur, Amüsement etc. Das sollte auch erhalten bleiben, denn es ist ein Kulturerbe. Alle Menschen, die nach St. Pauli ziehen, sollten sich darüber bewußt sein.
Warum ist eine kreative und vielfältige Musiklandschaft für eine Stadt wie Hamburg aus deiner Sicht so wichtig?
Hamburg ist Musikstadt und Metropole. Wir haben zahlreiche große Musikfestivals und unzählige Leute, die tagtäglich für die Kultur kämpfen. Und ich meine hier nicht die Leuchtturmprojekte, sondern kleine Musikclubs und Bars, in denen jeden Abend Künstler*innen auf der Bühne stehen und etwas zu sagen haben. Dadurch haben wir aus Hamburg heraus eine große Strahlkraft und genießen internationale Anerkennung. Hamburg darf bei einer Tour eben nicht fehlen.
In Hamburg stehen im Februar die Bürgerschaftswahlen an. Wie haben sich die Parteien in Sachen Clubkultur positioniert?
Anlässlich der Bürgerschaftswahl im Februar haben wir das Instrument der „Wahlprüfsteine“ eingesetzt. Die Rückläufer dieser politischen Befragung von den befragten Fraktionen finden sich auf der Homepage es Clubkombinat. Es ermöglicht ein differenziertes Bild davon, wie die Hamburger Parteien zur Clubkultur stehen.
Am Samstag, den 01. Februar findet anlässlich des OPEN CLUB DAY eine Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen der politischen Parteien statt. Was erwartet die Besucher*innen bei dieser Veranstaltung?
Das Clubkombinat wird im Vorfeld der Bürgerschaftswahl mit politischen Vertreter*innen von SPD; Bündnis 90/Die Grünen, CDU, LINKE und FDP bei einem Club-Politik-Talk ins Gespräch kommen. Für Besucher*innen, die sich mit für die Themen von Sub- und Clubkultur interessieren, könnte das ein spannender Abend mit Einblick in den Maschinenraum der Poltik liefern. Direkt vor der Veranstaltung wird auch noch eine Club-Safari geplant – eine geführte Tour, die in verschiedene Musikclubs führt und einen Blick hinter die Bühnen bietet.
Hast du noch ein letztes Wort für die Hamburger Clubgänger?
Geht mehr auf Konzerte und erlebt die Künstler*innen hautnah! Geht aus und redet miteinander! Erlebt etwas zusammen, was ihr in der digitalen Welt niemals finden werdet! Eure Seele wird es Euch danken!
Zur Person
Constantin ’Tino’ v. Twickel ist 45 Jahre alt und seit 2014 als künstlerischer Leiter & Pressesprecher im Nochtspeicher und in der Nochtwache tätig. Zuvor hat er langjährig bei einem Major Record Label gearbeitet, die Bands Rhonda und Cäthe als Manager betreut und auch Erfahrung als Music Producer in der Werbebranche gesammelt. Ehrenamtlich engagiert sich Tino im Vorstand des Clubkombinat Hamburg e.V. und der Clubstiftung.
Verlosung Club Award
Wir verlosen 2 x 2 Tickets für die Preisverleihung der Hamburger Club Awards am 23. Januar 2020 im DOCKS. Für einen Zutritt zu dieser exklusiven Veranstaltung sendet bis zum 16. Januar eine Mail an kommunikation@clubkombinat.de mit dem Betreff (Verlosung Club Award) und einem Vor- und Nachnamen. Die Gewinner werden per E-Mail informiert.